Glossar zum Thema Individualpädagogik
Dieses Glossar wird ständig aktualisiert und erweitert, es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Aktuell gibt es 5 Einträge in diesem Verzeichnis
A
ADHS
ADHS ist eine Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung. Es handelt sich dabei um ein wiederkehrendes Muster von auffälligen Verhaltensweisen in drei Bereichen. Diese so genannten Kernsymptome der ADHS sind
- Unaufmerksamkeit (eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit, eingeschränkte Daueraufmerksamkeit, erhöhte Ablenkbarkeit),
- Hyperaktivität (allgemeine motorische Unruhe) und
- Impulsivität (mangelnde kognitive/emotionale Impulskontrolle).
B
Betriebserlaubnis/Heimaufsicht
Einrichtungen, in denen Kinder oder Jugendliche betreut werden, dürfen nur mit einer Betriebserlaubnis des Landesjugendamtes betrieben werden. Betroffen davon sind alle Arten von Kindertageseinrichtungen und alle (teil-)stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe.
Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass das Kindeswohl in der Einrichtung gewährleistet ist. Die Betriebserlaubnis wird nur erteilt, wenn die sachlichen, fachlichen und personellen Voraussetzungen für eine dem Kindeswohl entsprechende Arbeit gegeben sind. Das Landesjugendamt kann aber auch im laufenden Betrieb prüfen, ob die Voraussetzungen für die Erteilung einer Betriebserlaubnis weiterbestehen. Für diese Aufgabe ist immer noch der Begriff "Heimaufsicht" gebräuchlich.
Bindungsstörung
Mehrere oder lang anhaltende Beziehungsabbrüche durch wichtige Bindungspersonen können bei Kindern dazu führen, dass sie kein Bindungsverhalten mehr zeigen, grundsätzlich nicht mehr in der Lage sind, sich auf engere Bindungen einzulassen oder eine stark ambivalente Einstellung gegenüber engen Bindungen zu entwickeln. Eine andere Variante ist undifferenziertes Bindungsverhalten. Solche Kinder zeigen keine Zurückhaltung gegenüber fremden Personen, sondern verhalten sich unterschiedlichen Personen sowie Fremden gegenüber nahezu gleich, wenn ihr Bindungssystem aktiviert wird. Ihnen fehlt auch das „soziale Referenzieren“, also das Rückversichern bei der Bindungsperson, ob ihr Verhalten gefahrlos und sozial angemessen ist, wodurch diese Kinder zu riskantem und sozial unangemessenen Verhalten neigen. Eine weitere Form von Bindungsstörungen ist übersteigertes Bindungsverhalten. Diese Kinder neigen zu überstarken Anklammern an die Bindungsperson und sind nur durch intensive, dauernde körperliche Nähe zur Bindungsperson zu beruhigen. Kinder mit einem gehemmten Bindungsverhalten zeigen eine übermäßige Angepasstheit an die wechselnden Stimmungen der Bindungsperson, oft ausgelöst durch Gewalt oder Drohungen, wodurch das Kind seine Bindungswünsche zurückhalten muss. Bei aggressiven Bindungsverhalten sucht das Kind Nähe durch körperliche oder verbale Aggressionen, was aber Ausdruck von „ich wünsche mir Nähe“ ist und in der Regel entsprechende Interaktionsmuster innerhalb der Familie wiederspiegelt.
S
Systemische Beratung/Therapie
Der systemische Denk- und Handlungsansatz, der im Bereich der Familientherapie entwickelt wurde und seither in vielen sozialen Arbeitsfeldern Anwendung findet, betrachtet den Menschen, seine Umgebung und seine Beziehungen als Ganzheit. Dies bedeutet auch, dass der Ursprung einer Störung nicht vorrangig im Individuum gesehen wird, sondern das soziale Beziehungsnetz des Individuums in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt wird.
Die systemische Beratung und Therapie verfolgt das Ziel, Zusammenhänge in Beziehungsnetzen zu erkennen und diese zu verstehen und dadurch auf produktive Veränderungen innerhalb dieses Systems hinzuwirken. Die Klienten werden als Experten für ihr Leben betrachtet und man geht davon aus, dass jeder Mensch eigene Lösungen entwickeln kann und es wird mit den vorhandenen Ressourcen und Kompetenzen gearbeitet. Es wird nach Bedingungen gesucht, unter denen der Klient seine Ressourcen aktivieren kann, um möglichst selbstorganisiert und eigenverantwortlich zu seinen individuellen Lösungen zu kommen.
Z
Zirkuspädagogik
Zirkuspädagogik ist eine Methode der Sozialarbeit. Aufgrund des hohen Aufforderungscharakters, den der Zirkus auf unterschiedlichste Art mit sich bringt, bietet es sich an, die motorischen und sozial-emotionalen Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten des Zirkus in pädagogische Arbeitsweisen zu integrieren. Die Zirkuspädagogik geht auf die individuellen Möglichkeiten von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen ein. Ziel ist dabei nicht die sportliche Höchstleistung, jeder kann aufgrund der Vielfältigkeit der Möglichkeiten seinen Platz finden. Die Begeisterung für den Zirkus ist damit verbunden, Neues zu erfahren, Grenzen zu erleben und diese zu überwinden und auch positive Erlebnisse in der Gemeinschaft zu erfahren. Die Effekte werden dabei nebenbei erreicht und lassen sich in psychische, physische und soziale Lernbereiche gliedern. Die gemachten Erfahrungen sind auf andere Lebensbereiche übertragbar. Und der wohl wichtigste Motivationsfaktor: Spaß!