Glossar zum Thema Individualpädagogik
Dieses Glossar wird ständig aktualisiert und erweitert, es erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Es gibt 2 Namen in diesem Verzeichnis, die mit dem Buchstaben B beginnen.
B
Betriebserlaubnis/Heimaufsicht
Einrichtungen, in denen Kinder oder Jugendliche betreut werden, dürfen nur mit einer Betriebserlaubnis des Landesjugendamtes betrieben werden. Betroffen davon sind alle Arten von Kindertageseinrichtungen und alle (teil-)stationären Einrichtungen der Erziehungshilfe.
Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass das Kindeswohl in der Einrichtung gewährleistet ist. Die Betriebserlaubnis wird nur erteilt, wenn die sachlichen, fachlichen und personellen Voraussetzungen für eine dem Kindeswohl entsprechende Arbeit gegeben sind. Das Landesjugendamt kann aber auch im laufenden Betrieb prüfen, ob die Voraussetzungen für die Erteilung einer Betriebserlaubnis weiterbestehen. Für diese Aufgabe ist immer noch der Begriff "Heimaufsicht" gebräuchlich.
Bindungsstörung
Mehrere oder lang anhaltende Beziehungsabbrüche durch wichtige Bindungspersonen können bei Kindern dazu führen, dass sie kein Bindungsverhalten mehr zeigen, grundsätzlich nicht mehr in der Lage sind, sich auf engere Bindungen einzulassen oder eine stark ambivalente Einstellung gegenüber engen Bindungen zu entwickeln. Eine andere Variante ist undifferenziertes Bindungsverhalten. Solche Kinder zeigen keine Zurückhaltung gegenüber fremden Personen, sondern verhalten sich unterschiedlichen Personen sowie Fremden gegenüber nahezu gleich, wenn ihr Bindungssystem aktiviert wird. Ihnen fehlt auch das „soziale Referenzieren“, also das Rückversichern bei der Bindungsperson, ob ihr Verhalten gefahrlos und sozial angemessen ist, wodurch diese Kinder zu riskantem und sozial unangemessenen Verhalten neigen. Eine weitere Form von Bindungsstörungen ist übersteigertes Bindungsverhalten. Diese Kinder neigen zu überstarken Anklammern an die Bindungsperson und sind nur durch intensive, dauernde körperliche Nähe zur Bindungsperson zu beruhigen. Kinder mit einem gehemmten Bindungsverhalten zeigen eine übermäßige Angepasstheit an die wechselnden Stimmungen der Bindungsperson, oft ausgelöst durch Gewalt oder Drohungen, wodurch das Kind seine Bindungswünsche zurückhalten muss. Bei aggressiven Bindungsverhalten sucht das Kind Nähe durch körperliche oder verbale Aggressionen, was aber Ausdruck von „ich wünsche mir Nähe“ ist und in der Regel entsprechende Interaktionsmuster innerhalb der Familie wiederspiegelt.